Gestalteten den Tag des Handwerks (v.l.): Tomma Hangen, Sprech- und Rhetoriktrainerin (Oldenburg), Unternehmenscoach Lars Gertje (Oldenburg), von der Handwerkskammer für Ostfriesland Hauptgeschäftsführer Jörg Frerichs, Präsident Albert Lienemann und Vizepräsidentin Imke Hennig
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Durchs Feuer gehen und Nüsse knacken

Am Tag des Handwerks drehte sich alles um den richtigen Ton und den guten Führungsstil.

Ostfriesland. Das Thema Führungscoaching lockte mehr als 100 Gäste am Tag des Handwerks, 21. September, in die vor zwei Jahren neu errichtete Kfz- und Malerhalle des Berufsbildungszentrums in Aurich. Die Handwerkskammer für Ostfriesland hatte ihre Mitglieder unter dem Motto „Führungskräfte haben richtig dicke Nüsse zu knacken“ eingeladen. „Ein verantwortliches Unternehmertum wird bei uns gelebt wie nirgendwo sonst in Wirtschaft und Gesellschaft“, sagte der Präsident der Handwerkskammer Albert Lienemann in seiner Rede.

So bieten die 5.300 Mitgliedsbetriebe den mehr als 35.000 Mitarbeitern und rund 2.700 Auszubildenden vielfältige und krisenfeste Arbeitsplätze in der Region. Dabei lebten die kleinen und mittleren Unternehmen von der Nähe zum Kunden als „Wirtschaftsmacht von nebenan“ und spielten mit ihren hochqualifizierten Mitarbeitern eine wichtige Rolle in jeder Wertschöpfungskette, verdeutlichte Lienemann. Vor diesem Hintergrund seien gut ausgebildete Führungskräfte äußerst gefragt. Sie müssten sich den großen Themen der Zukunft wie der Mitarbeitergewinnung und -bindung stellen. Wie man diese Herausforderungen meistert und zu „einem echten Nussknacker wird“, darüber berichteten zwei Referenten in Impulsvorträgen.

Tomma Hangen aus Oldenburg forderte die Gäste auf, mit ihrer Stimmlage zu spielen, um souverän zu führen. Denn: „Der Ton bestimmt, wie wir beim Gegenüber wahrgenommen werden“, erklärte die Sprechwissenschaftlerin. Unterschwellig werden im Gespräch zahlreiche Botschaften gesendet. Damit aber überhaupt jemand zuhört, „ist die Melodie der Stimme unglaublich wichtig“, sagte Tomma Hangen. Sei sie zu monoton, falle es vielen schwer, aufmerksam zu sein. So ist es ein feiner Grad zwischen Lautstärke und Stimmfrequenz, ob man vertrauensvoll, unsicher, freundlich, sachlich oder autoritär auftritt. Beim Sprechtempo gilt es, auf die Situation angemessen zu reagieren, beispielsweise im vertraulichen Mitarbeitergespräch oder bei der Aufgabenverteilung. „Menschen in machtvollen Positionen sprechen nicht schnell, weil sie diejenigen sind, die über die Zeit bestimmen“, berichtete die Trainerin. Überdeutliche Artikulierung sagt oft aus: „Ich weiß es besser!“ Die Botschaft dahinter: „Ich stehe über dir!“ Nuschelt der Gesprächspartner, suggeriert er: „Das ist nicht so wichtig. Ihr könnt das sowieso nicht verstehen.“ Wenn man die Stimme als Instrument einsetzen möchte, sei der Dreh- und Angelpunkt die eigene Stimmung.  „Wenn Sie von Ihrer Person, von dem Thema oder dem Produkt überzeugt sind und es Ihnen gut geht, dann hört man das auch“, betonte Tomma Hangen.

Lars Gertje, Unternehmenscoach aus Oldenburg, fragte das Publikum: „Gehen Ihre Mitarbeiter mit Ihnen durchs Feuer?“ Er stellte die These  auf, dass viele Arbeitnehmer eine geringe emotionale Bindung zum Arbeitgeber haben. Grundlage für diese Aussage ist eine aktuelle Gallup-Studie, wonach die Beschäftigten in der Regel nicht den Betrieb, sondern die Führungskraft verlassen. Mit dem passenden Führungsstil sowie einer guten Arbeitsmotivation könnte diesem Trend entgegengewirkt werden. „Der Schlüssel zu einem funktionierenden Team ist, herauszufinden, was das Unternehmen zusammenschweißt“, sagte Gertje. Dabei spielen das Gehalt und der sichere Arbeitsplatz als Motivationsfaktor nur eine Randbedingung. Viel wichtiger sei der wertschätzende Umgang miteinander. Das könne bei lobenden Worten für die geleistete Arbeit anfangen und höre noch lange nicht bei den Glückwünschen zum Geburtstag auf.

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