
1968 wurde der Neubau der Handwerkskammer für Ostfriesland an der Straße des Handwerks eingeweiht.
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125 Jahre im Dienste des Handwerks
Ostfriesland. Gewerberecht, Prüfungswesen, Ausbildung, Beratung, Bildung und mehr: Seit nunmehr 125 Jahren vertritt die Handwerkskammer für Ostfriesland die Interessen des regionalen Handwerks. Die eigentliche Geburtsstunde ist allerdings nicht auf das Jahr 1900 zurückzuführen, sondern wird mit der ersten Vollversammlung in der Königlichen Regierung Aurich am 28. April 1908 datiert. An diesem Tag wurde die Kammer gegründet, um 4.910 Betriebe als selbstverwaltende Institution zu vertreten. Der erste Vorsitzende – heute spricht man vom Kammerpräsidenten – war der Emder Tapeziermeister August Kamberger.
Der Gründung waren erhebliche Streitigkeiten innerhalb der gemeinsamen Handwerkskammer für die Regierungsbezirke Osnabrück und Aurich vorausgegangen. 1897 hatte der Minister für Handel und Gewerbe in Berlin ein Gesetz über die Bildung von Handwerkskammern erlassen. Bis 1900 waren im gesamten Deutschen Reich 71 Handwerkskammern entstanden. Teilweise deckten sich die Kammergrenzen mit denen der Kreise oder Regierungsbezirke. Oft wurden aber auch, wie im Fall der Regierungsbezirke Osnabrück und Aurich, große Regionen unter einem Dach zusammengefasst. Damit wurde Osnabrück zum Sitz der Kammer, wobei die Ostfriesen in der Vollversammlung eine Mehrheit von zwei Stimmen hatten. Mit dem Leeraner Bauunternehmer Gottlieb Bamme stellten sie auch den ersten Vorsitzenden.
Wegen der großen Entfernung zum Kammersitz und der unterschiedlichen Mentalität gelang keine erfolgreiche Vertretung der Gesamtinteressen des Handwerks. „Loslösung von Osnabrück?“, so lautete schon 1902 die Parole des Auricher Buchdruckers Alexander Schnepel, und auch Malermeister L. H. Dykmann aus Leer schlug in dieselbe Kerbe. Als sich auch der Auricher Regierungspräsident, Prinz von Ratibor, für die Eigenständigkeit Ostfrieslands aussprach, machte ein Erlass des Ministers vom 9. Oktober 1907 den Weg frei für die „Handwerkskammer zu Aurich“.
Seitdem haben zahlreiche Präsidenten die Kammer geführt. Der elfte Amtsinhaber ist Albert Lienemann, Gas- und Wasserinstallateur- sowie Zentralheizungs- und Lüftungsbauermeister aus Holtrop. Seit zehn Jahren steht er an der Spitze der Selbstverwaltung.
Auch in der Geschäftsführung zeigt sich Kontinuität: Dem ersten Syndikus – heute Hauptgeschäftsführer genannt – Dr. rer. pol. Heinrich Reiners aus Hooksiel folgten fünf weitere Hauptgeschäftsführer. Seit 2019 leitet Jurist Jörg Frerichs aus der Krummhörn die Verwaltung.
Gefeiert wird das Kammerjubiläum am Samstag, 20. September, mit einem Tag der offenen Tür. Mit offenen Werkstätten und Mitmachaktionen sind Besucherinnen und Besucher eingeladen, von 10 bis 14 Uhr auf Entdeckungstour durch das Berufsbildungszentrum in Aurich, Straße des Handwerks 2, zu gehen. Dabei können Gäste den Auszubildenden und Meistern über die Schulter schauen und das Handwerk hautnah erleben.
„125 Jahre Handwerkskammer stehen für viele Jahrzehnte gelebter gesellschaftspolitischer Prinzipien im Dienste des Handwerks und zur Entlastung des Staates. Die Verbindung aus Haupt- und Ehrenamt ist das Erfolgsrezept der Handwerksorganisationen“, betont Präsident Albert Lienemann.
Die Handwerkskammer für Ostfriesland – so lautet der Name seit 1960 – ist Kompetenz- und Dienstleistungszentrum für mehr als 5.700 Betriebe mit geschätzten 35.000 Beschäftigten und rund 2.400 Auszubildenden. Mit ihren Handwerksleistungen erwirtschaften sie einen Umsatz von ca. 3,5 Mrd. Euro und bilden den Kern der regionalen Wirtschaft.

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Dies ist der neue Eingang der Handwerkskammer für Ostfriesland

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Hier seht ihr die Handwerkskammer für Ostfriesland von oben. Dies ist unser komplettes Gelände.

Er war 1908 der erste Präsident der „Handwerkskammer zu Aurich“: Tapeziermeister August Kamberger.
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1. Präsident von der Handwerkskammer

Seit zehn Jahren ist Albert Lienemann aus Holtrop Präsident der Handwerkskammer.
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Präsident Albert Lienemann

Jurist Jörg Frerichs aus Krummhörn ist der fünfte Hauptgeschäftsführer.
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Hauptgeschäftsführer Jörg Frerichs