Die sichersten Wertpapiere gibt es immer noch im Handwerk.
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Meisterprüfung ist der Schlüssel zum Erfolg

Die Karrierechancen im Handwerk werden intensiv beworben­. Warum sollten Gesellen Zeit und Geld in die Meisterausbildung stecken? Im Interview Johannes Best, stellv­ Leiter des Berufsbildungszentrums (BBZ) in Aurich­.

Frage: Welche Aufstiegsmöglichkeiten bieten sich den Handwerkern?

Antwort: Unmittelbar nach Abschluss der Ausbildung können Handwerker sich beispielsweise zum kaufmännischen Fachwirt (Teil III) weiterbilden oder die Ausbilder-Eignungsprüfung (Teil IV) ablegen. Oft sind damit schon erste Module der Meisterausbildung absolviert.

Frage: Warum sollten Gesellen eine Meisterausbildung anstreben?

Antwort: Die Meisterprüfung ist der Schlüssel zum Erfolg! Meister übernehmen Führungsaufgaben. Sie können sich selbstständig machen, ausbilden und neue Berufsperspektiven entwickeln. Wer einen Meistertitel hat, kann den Betriebswirt des Handwerks aufsatteln. Außerdem öffnet der Abschluss auch den Zugang zu Universitäten oder Fachhochschulen. Absolventen können also in einer Disziplin studieren, die nicht ursächlich mit ihrem erlernten Beruf zu tun hat.

Frage: Ist die Meisterprüfung die höchste Qualifikation im Handwerk?

Antwort: Nein, nicht die höchste, aber die wichtigste Fortbildungsprüfung. Sie dokumentiert das meisterliche Beherrschen des eigenen Gewerks und ist das Qualitätssiegel für Unternehmer und Führungskräfte. Im deutschen Qualifikationsrahmen entspricht der Abschluss dem Niveau DQR 6 und ist damit dem Bachelor-Titel gleichgestellt. Seit Anfang dieses Jahres gilt auch die Ergänzung der Fortbildungsbezeichnung „Bachelor Professional“ für den Meistertitel.

Frage: Und welche Wege zum Meistertitel bietet das Berufsbildungs­zentrum in Aurich an?

Antwort: Wir bereiten in Vollzeit und berufsbegleitend in Teilzeit auf die Meisterprüfung vor. Das geht von der Elektrotechnik über das Friseurhandwerk bis hin zum Maler- und Lackierermeister. Die Absolventen müssen vier Module bestehen. Neben den anfangs genannten, zählen die praktische und fachtheoretische Prüfung (Teil I und II) dazu.

Frage: Berufsbegleitend ist sport­lich. In welcher Zeit ist das machbar?

Antwort: Es ist ein echter Kraftakt nach Feierabend. Aber eine Zeitinvestition in die Zukunft, die sich lohnt. Im Durchschnitt haben die Meisterschüler ihren Titel innerhalb von zwei bis drei Jahren in der Tasche.

Frage: Stichwort Investition. Den Meistertitel gibt es nicht umsonst. Wie finanzieren die Handwerker die Lehrgänge?

Antwort: Das sogenannte Aufstiegs-BAföG räumt einige finanzielle Hürden aus dem Weg. Es ist umgangssprachlich auch als Meister-BAföG bekannt. Damit werden unter anderem Lehrgangs- und Prüfungsgebühren sowie Materialkosten für ein Meisterstück – unabhängig vom Einkommen und Vermögen – gefördert. Die Meister-Finanzierung setzt sich aus einem Zuschuss der nicht zurückgezahlt werden muss, und einem Darlehen zusammen. Die Finanzspritze beträgt in der Regel 40 Prozent, bei bestandener Prüfung werden insgesamt rund 64 Prozent gewährt. Noch attraktiver wird es ab August 2020, denn dann steigt der Gesamtzuschuss auf 75 Prozent. Wir stehen dabei beratend zur Seite und helfen beim Ausfüllen der Formulare.

Frage: Seit kurzem gibt es die Meisterprämie und die Gründungsprä­mie. Wie wird das angenommen?

Antwort: Einige konnten in den letzten zwei Jahren von der Meisterprämie profitieren. Sie wird in Höhe von 4.000 Euro für alle ausgezahlt, die ihre Prüfung seit September 2017 erfolgreich abgelegt und einen Antrag bei der NBank eingereicht haben. Die Gründungsprämie wurde vom Land eingeführt, um Meistern einen Anreiz zur Selbstständigkeit zu geben. Wer in den letzten zwei Jahren zu den Existenzgründern oder Betriebsübernehmern zählt, kann den Zuschuss in Höhe von bis zu 10.000 Euro beantragen. Eine der Voraussetzungen ist, dass der Meister einen unbefristeten, sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz geschaffen hat. Bei dem Gründungsprozess erhalten die Handwerker Schützenhilfe von unserer Betriebsberatung.

Ansprechpartner Meister-BAföG