
Die Gesundheitshandwerke profitieren von der demografischen Entwicklung und einem steigenden Gesundheitsbewusstsein.
© amh-online.de/Falk Heller
28. April 2025
Handwerk ist vorsichtig optimistisch
Handwerkskammer für Ostfriesland legt Umfrage zur Frühjahrskonjunktur vor. Die Lage der Mitgliedsbetriebe hat sich im Vergleich zum Herbst entspannt. Trotzdem sind die Erwartungen zurückhaltend.
Ostfriesland. Die Stimmung im ostfriesischen Handwerk hat sich verbessert: So lautet das Fazit der Handwerkskammer für Ostfriesland zur aktuellen Umfrage der Frühjahrskonjunktur. Mit einem Geschäftsklima-Index von 113 Punkten verzeichnet das Barometer ein deutliches Plus von 15 Punkten gegenüber der Herbstumfrage im Vorjahr (98 Punkte). „Die Wirtschaftslage wird in allen Branchen wieder positiv bewertet, wenn auch in unterschiedlichen Ausprägungen“, erklärte Jörg Frerichs, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, das Ergebnis der Umfrage, an der sich 237 Betriebe beteiligt haben. Selbst das regionale Bauhandwerk meldet nach der vergangenen Talfahrt eine leicht optimistische Stimmung.
Trotz der eher negativen gesamtwirtschaftlichen Entwicklung zeigen sich viele der rund 5.700 Mitgliedsunternehmen mit ihrer Geschäftslage zufrieden. 40 Prozent berichten von einer guten oder besseren Konjunktur als in den Vormonaten. „Tatsächlich entwickeln sich aber Investitionen, Preisdynamik, Beschäftigung und vor allem Umsatz sowie Auftragslage im Handwerk alles andere als gut“, sagte Frerichs. Dies spiegele sich auch in den Erwartungen wider, die eher als verhalten zuversichtlich bis zurückhaltend zu bezeichnen seien. „Es herrscht große Unsicherheit über den künftigen wirtschaftspolitischen Kurs der Bundesregierung. Schnellstmöglich muss Planungssicherheit geschaffen werden, um die Unternehmen wieder in sicheres Fahrwasser zu bringen“, mahnte der Hauptgeschäftsführer. Entlastungen bei Steuern, Energiekosten und Bürokratie seien notwendig, um Wachstumsimpulse zu setzen.
Mehr Menschen investieren in ihre Gesundheit
Die Gesundheitshandwerke (136 Punkte) und die Handwerke für den persönlichen Bedarf (135 Punkte) führen das Wirtschaftsbarometer an. Die Augenoptiker, Zahntechniker, Hörgeräteakustiker und Co. scheinen von der demografischen Entwicklung und einem steigenden Gesundheitsbewusstsein zu profitieren. Damit einher geht der Trend, in das eigene Aussehen zu investieren. Immer mehr Menschen sind bereit, für personenbezogene Dienstleistungen Geld auszugeben. Das Nahrungsmittelgewerbe sticht mit einem deutlichen Einbruch von minus 23 Punkten heraus. Dennoch zeigt sich die aktuelle Geschäftslage mit 112 Punkten als überraschend stabil. Stark gestiegene Einkaufs- und Verkaufspreise in der Branche weisen auf Inflationsdruck und mögliche Margenprobleme hin.
Schlusslicht bildet das Bauhauptgewerbe mit 103 Indexpunkten. Trotz schwieriger Bedingungen hat sich die Lage dennoch stark verbessert. Die Bauwirtschaft ist nach wie vor geprägt von hohen Kosten, umfangreicher Bürokratie und einer insgesamt schwachen Nachfrage.

Für den Friseurbesuch müssen viele Kunden aufgrund der gestiegenen Einkaufspreise tiefer in die Taschen greifen.
Foto: amh-online.de/Manfred Grünwald
Branchen kämpfen mir schwieriger Auftragslage
Mit Blick auf die Konjunkturindikatoren zeigt sich ein differenziertes Bild. Die Auftragslage im ostfriesischen Handwerk hat sich weiter eingetrübt. 37 Prozent der Befragten berichten von einem Rückgang, während nur 19 Prozent ein Plus verzeichnen konnten. Besonders betroffen ist weiterhin das Bauhauptgewerbe, gefolgt von den Nahrungsmittelhandwerken. Positive Signale kommen hingegen nur aus den Dienstleistungshandwerken, die von einer gestiegenen Auftragslage berichten. Dies wirkt sich auch auf die Umsätze aus, die im Vergleich zum Vorquartal eine schwächere Entwicklung aufweisen.
Fachkräftemangel spitzt sich zu
Die Investitionsbereitschaft im regionalen Handwerk bleibt zurückhaltend. Mit Ausnahme des Kfz-Gewerbes berichten die meisten Branchen von stagnierenden oder rückläufigen Investitionstätigkeiten.
Auch die Beschäftigtenzahlen schrumpfen leicht. „Der Fachkräftebedarf bleibt auch in Zukunft eine zentrale Herausforderung, die viele Betriebe in ihrer Entwicklung hemmt“, sagte Frerichs. Während sich die Situation in vielen Bereichen stabil zeigt, gibt es branchenspezifische Unterschiede: Die personenbezogenen Dienstleistungshandwerke und die Gesundheitshandwerke konnten mehr Personal einstellen. Demgegenüber stehen negative Beschäftigungstrends im Bauhauptgewerbe, im Nahrungsmittelhandwerk sowie im Gewerbe für den gewerblichen Bedarf. Diese Branchen berichten vermehrt von Abgängen von Fachkräften und Problemen bei der Wiederbesetzung offener Stellen.
Hoher Preisdruck setzt den Betrieben zu
Dabei bleibt die Preisdynamik hoch: Die Unternehmen kämpfen mit massivem Preisdruck im Einkauf. 68 Prozent der Befragten mussten Kostensteigerungen im Vergleich zum Vorquartal hinnehmen. Diese werden zum Teil auf die Kunden umgewälzt. Knapp die Hälfte der Handwerksbetriebe hat im Frühjahr die Verkaufspreise konstant gehalten, die andere Hälfte musste die Preise erhöhen. Besonders stark betroffen waren auch hier die Dienstleistungshandwerke: Friseure, Kosmetiker, Fotografen, Maßschneider und andere mussten Anpassungen nach oben vornehmen. Rückgänge bei den Verkaufspreisen wurden kaum gemeldet.
Der ausführliche Konjunkturbericht kann unter folgendem Link heruntergeladen werden www.hwk-aurich.de/konjunktur.
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