Die hohe Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen bringt den Gewerken wie Augenoptiker, Zahntechniker, Hörakustiker, Orthopädieschuhmacher und Orthopädietechniker eine außergewöhnlich starke Wirtschaftslage.
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Handwerksmotor kommt in Fahrt
Konjunkturumfrage 2025: Das ostfriesische Handwerk blickt wieder optimistischer auf die eigene Geschäftslage. Gedämpfte Auftragslage, hoher Preisdruck und viele offene Stellen bereiten dennoch Sorgen.
04. November 2025
Ostfriesland. Die Wirtschaftslage im ostfriesischen Handwerk zeigt eine deutliche Aufwärtsbewegung. „Nach langer Durststrecke scheint der Konjunkturmotor wieder anzulaufen. Unsicherheiten dämpfen jedoch die Erwartungen der Betriebe für die kommenden Monate“, kommentierte Hauptgeschäftsführer Jörg Frerichs die aktuellen Ergebnisse der Herbstkonjunkturumfrage der Handwerkskammer für Ostfriesland.
Der Geschäftsklimaindex weist einen Wert von 110 Punkten auf und liegt damit 12 Punkte über dem Vorjahreswert (98 Punkte). Alle Branchen konnten von einer positiven Entwicklung profitieren. Zum einen liegen die einzelnen Indexwerte zur Bewertung des Geschäftsklimas durchweg über 100 Punkten – ein Wert, der die Schwelle zwischen positivem und negativem Geschäftsklima im Handwerk markiert. Zum anderen erfreuen sich alle Gewerke an positiven Zuwächsen im Vorjahresvergleich.
Bauhauptgewerbe weist eine solide Geschäftslage auf
Die Gesundheitshandwerke zählen – wie bereits im Frühjahr – zu den Spitzenreitern auf dem Wirtschaftsbarometer. „Auch die Betriebe der Bauhaupt- und Ausbaugewerbe scheinen sich wieder zu erholen und verzeichnen starke Wachstumsraten“, zeigte sich Frerichs erfreut. Gleiches weise das Kfz-Handwerk auf. Es profitiere derzeit von den erhöhten Werkstattauslastungen. Bevor Fahrzeughalter in einen Neuwagen investierten, ließen viele ihren PKW zunächst noch reparieren, erläuterte Frerichs weiter. Schlusslicht bilden in der Umfrage die Handwerke für den gewerblichen Bedarf. „Viele arbeiten mit einer angespannten Auslastung, durch die hohen Einkaufspreise beispielsweise für Energie und Rohstoffe wie Metall, die Zurückhaltung der gewerblichen Kunden und die allgemeinen wirtschaftlichen Unsicherheiten“, erklärte Frerichs die Lage der Feinwerkmechaniker, Elektromaschinenbauer, Metallbauer und Co. Mit einer Entspannung sei nur zu rechnen, wenn die Nachfrage durch Industrie und Gewerbe belebt werde.
Allgemein präsentiere sich das ostfriesische Handwerk in der Umfrage in einer zufriedenstellenden Verfassung. Von den rund 215 teilnehmenden Betrieben bewerten 44 Prozent ihre aktuelle Geschäftslage als gut oder besser, während nur 14 Prozent eine schlechte oder schlechtere Lage melden. Der daraus resultierende Saldo von 30 Punkten markiert den höchsten Wert der letzten Jahre und zeigt im Vergleich zu den Vorjahren eine deutliche Verbesserung
Das Bauhauptgewerbe blickt in der Herbstumfrage auf eine solide Geschäftslage, sieht sich aber weiterhin mit Herausforderungen bei Umsatz, Beschäftigung und Kosten konfrontiert.
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Auftragslage und Beschäftigungssituation sind angespannt
Mit Blick auf die einzelnen Konjunkturindikatoren zeigt sich ein differenziertes Bild. Im Vergleich zum Frühjahr hat sich die Auftragslage kaum verbessert. Die Unsicherheiten in der Wirtschaft und die Zurückhaltung der Kunden wirken weiterhin als Bremse für neue Aufträge. So bleiben die Auftragsbücher tendenziell dünn. Dies zeigt sich deutlich in rückläufigen Umsätzen und einer weiterhin geringen Investitionsbereitschaft. „Ein Lichtblick sind hier die Gesundheitsgewerke, die sich gegen den Trend stemmen“, berichtete Frerichs.
Zeitgleich kämpfen die Branchen mit einer angespannten Fachkräftesituation. So müssen die Betriebe ihre Dienstleistungen mit dem bestehenden Personalstamm bewältigen. Besonders hoch zeigt sich der Bedarf an neuen Mitarbeitenden im Bauhauptgewerbe, im Nahrungsmittelhandwerk und im Bereich des gewerblichen Bedarfs.
Ein zentrales Thema bleibt der anhaltend starke Preisdruck bei den Beschaffungskosten. Viele der Befragten sehen sich gezwungen, die gestiegenen Kosten zumindest teilweise an ihre Kundschaft weiterzugeben, wobei die Preisdynamik zwischen den Branchen stark variiert. Besonders davon betroffen sind die personenbezogenen Dienstleistungshandwerke (75 Prozent), gefolgt von dem Kfz-Gewerbe (73 Prozent), dem Ausbaugewerbe (67 Prozent) und dem Nahrungsmittelgewerbe (58 Prozent).
Anstatt Kontrollen benötigen Unternehmen Gestaltungsspielräume
Insgesamt ist die zukünftige Erwartung der Geschäftslage gedämpft. Die Mehrheit der Betriebe rechnet mit einer gleichbleibenden Entwicklung. „Die wirtschaftlichen Unsicherheiten sind noch lange nicht zerstreut. Zwar gibt der Aufwärtstrend Grund zur Freude. Werte wie vor Corona konnten wir allerdings noch nicht erzielen. Es bedarf seitens der Regierung dringend benötigte wachstumsstärkende Reformen. Ziel muss es sein, bürokratische Vorgaben und Verfahren grundlegend zu verschlanken und die Belastungen für Betriebe und Unternehmen deutlich zu reduzieren. Statt immer stärker auf Kontrolle zu setzen, sollte die Politik den Selbstständigen wieder mehr unternehmerische Freiheit und Gestaltungsspielräume zugestehen“, resümierte der Hauptgeschäftsführer.
Der Konjunkturbericht kann unter folgendem Link heruntergeladen werden www.hwk-aurich.de/konjunktur.
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Svea Janssen Betriebswirtschaftliche Beraterin Telefon 04941 1797-29 s.janssen@hwk-aurich.de