Führten die Friseure und Kosmetiker zu Beginn des vergangenen Jahres noch aktuelle Trends vor, haben derzeit viele Salons und Studios Existenzsorgen.
Foto: HWK/J.Stöppel

Dauer-Lockdown ist keine Option

Das Handwerk ist unterschiedlich stark vom erneuten Corona-Stillstand betroffen. Handwerkskammerpräsident Albert Lienemann macht auf die prekäre Lage der Friseure, Kosmetiker und Co. aufmerksam.

Ostfriesland. Im Zuge der derzeitigen Einschränkungen fordert Albert Lienemann (Holtrop), Präsident der Handwerkskammer für Ostfriesland, die Politik dazu auf, für Planungssicherheit zu sorgen. „Ein ‚Fahren auf Sicht‘ zermürbt die Gemüter und reibt unsere Mitglieder auf. So schnell, wie es möglich und epidemiologisch vertretbar ist, müssen unsere von den Schließungen betroffenen Handwerksbetriebe wie Friseure, Kosmetiker, Goldschmiede, Uhrmacher und andere wieder öffnen. Dazu zählen auch die gastronomischen Angebote der Lebensmittelhandwerke.“

Die Pandemie werde auch das laufende Jahr prägen. Umso wichtiger sei es, ein Konzept für das Wirtschaftsleben mit Corona zu entwickeln, um die Konjunktur am Laufen zu halten. „Ein Verharren im Dauer-Lockdown ist für das ostfriesische Handwerk keine Option. Viele Betriebe – gewerkeübergreifend – sorgen sich um ihre Existenz“, berichtet der Präsident. Der Handwerkskammerbezirk umfasst die Landkreise Aurich, Wittmund und Leer sowie die kreisfreie Stadt Emden. Ihm gehören mehr als 5.500 Unternehmen an, die geschätzte 36.000 Mitarbeiter und rund 2.600 Auszubildende in Lohn und Brot halten. Sie alle sind von der seit Anfang des Jahres 2020 ausgebreiteten Pandemie stark betroffen. War die Stimmung zunächst noch rosig, wurde diese spätestens im März getrübt. Damals löste der erste Stillstand Betriebsschließungen im Friseurhandwerk und Kosmetikgewerbe aus.

Nachdem sich die Wirtschaftslage ab Mai 2020 langsam wieder erholte, schlug im Herbst die zweite Corona-Welle ins Kontor. „Unser Wirtschaftszweig ist davon unterschiedlich hart betroffen. Beispielsweise können die Bau- und Ausbaugewerke unter bestimmten Reglementierungen weiterarbeiten. Die Gewerke des Lebensmittelhandwerks, die auch stark vom Tourismus abhängen, hat es da schon härter getroffen. Sie müssen enorme Verluste durch die Schließung ihrer Cafés, Imbissangebote und ihrem Catering-Service hinnehmen. Der reine Ladenverkauf kann den Umsatzverlust oft nicht ausgleichen. Mit Blick auf die personenbezogenen Dienstleistungen wie den Kosmetikern und Friseuren entwickelt sich die derzeitige Lage katastrophal“, erklärt Lienemann.

Viele Unternehmen hätten sich kaum von den Folgen der ersten Auszeit erholt. Liquiditätsprobleme und Zukunftsängste seien die Folge. Hier stelle sich auch die Frage der Verhältnismäßigkeit. „Alle haben sich auf die Pandemie gut eingestellt und in engster Zusammenarbeit mit den Berufsgenossenschaften höchst anspruchsvolle Hygienekonzepte entwickelt und umgesetzt“, so der Präsident weiter. Gleichzeitig reißt die Kritik der Mitgliedsbetriebe an der schleppenden Auszahlung der Überbrückungs-Hilfen nicht ab. „Besonders bei den kleinen Unternehmen sind die Rücklagen aufgebraucht. Ihnen nützt es nichts, wenn die versprochenen Gelder erst im April ausgezahlt werden“, sagt er. Aber auch bei finanziell gefestigten Betrieben komme es vor, dass die Auftragspolster aufgebraucht und die finanziellen Reserven geschmolzen seien. Sie könnten ebenfalls die zweite Schließungs-Welle in so kurzer Zeit nicht ohne Hilfen wegstecken. „Wenn die Politik will, dass möglichst viele an sich gesunde Betriebe die derzeitige Situation überstehen, dann bleibt unbürokratische und vor allem schnelle Hilfe das Gebot der Stunde“, mahnt Lienemann.

Die Handwerkskammer für Ostfriesland ist darauf ausgerichtet, ihre Mitgliedsbetriebe zu unterstützen. Die Betriebsberatung ist derzeit per Telefon unter der Nummer 04941 1797-0 zu erreichen.

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