129 Kraftfahrzeugmechatroniker-Azubis wurden 2020 in Ostfriesland neu eingestellt.
©HWK/W.Feldmann
Handwerk ringt um den Nachwuchs
Durch die Corona-Pandemie sind im vergangenen Jahr viele Lehrstellen in Ostfriesland unbesetzt geblieben.
Ostfriesland. Der Ausbildungsmarkt im Handwerk hat bundesweit mit Einbrüchen zu kämpfen. Auch auf regionaler Ebene sieht es ähnlich aus. Die Lehrlingsrolle der Handwerkskammer für Ostfriesland hat bis Ende Dezember 2020 insgesamt 926 neue Ausbildungsverhältnisse registriert. Das ist ein Minus von etwa 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahr 2019 (1.043 Verträge). Rund 2.550 junge Menschen absolvieren derzeit im Beritt der Handwerkskammer in allen vier Lehrjahren eine berufliche Ausbildung. Davon sind 552 weiblich.
„Die Entwicklungen auf dem Ausbildungsmarkt geben Grund zur Sorge. Vor dem Hintergrund des turbulenten Jahresverlaufes ist der Rückgang der Ausbildungsverhältnisse aber wenig überraschend“, erklärte Hauptgeschäftsführer Jörg Frerichs. Besonders bemerkbar ist der Abwärtstrend in einigen ausbildungsstarken Gewerken. Die Maurer verlieren mit 88 Verträgen 5 Stellen (Vorjahr 93). Die Fachverkäuferinnen im Lebensmittelhandwerk, Schwerpunkt Bäckerei, fallen um 22 Stellen auf 31 Auszubildende (Vorjahr 53). Den größten Einbruch gab es jedoch im Kfz-Handwerk mit einem Minus von 35 Ausbildungsverträgen. 129 Kraftfahrzeugmechatroniker-Azubis wurden neu eingestellt (Vorjahr 164). Aber es zeichnen sich durchaus auch positive Entwicklungen ab. Ein Lichtblick sind die Elektroniker, die mit 89 Ausbildungsverträgen 12 Lehrlinge mehr eingestellt haben (Vorjahr 77). Die Tischler gewinnen mit 65 Stellen 5 Lehrstellen hinzu (Vorjahr 60). Und auch die Friseure können mit 48 Verträgen ein kleines Plus von 3 Stellen verbuchen (Vorjahr 45). Besonders erfreulich: Ein Gewerk mit Exotenstatus konnte die Zahl seiner Auszubildenden sogar verdreifachen. Die Bootsbauer gewinnen mit 6 Verträgen 4 neue Lehrlinge hinzu (Vorjahr 2).
Bereits im Frühjahr 2020 hat die Pandemie Spuren auf dem ostfriesischen Ausbildungsmarkt hinterlassen. Ende April schlug das Minus mit etwa 33 Prozent noch wesentlich stärker zu Buche. „Dank des großen Engagements der Handwerksbetriebe haben wir es in der zweiten Jahreshälfte geschafft, diesen Rückstand zu verkleinern“, kommentierte Frerichs. Das sei eine bemerkenswerte Leistung, da aufgrund von Corona nahezu alle Maßnahmen im Bereich der Berufsorientierung abgesagt werden mussten. Um die Mitgliedsbetriebe bei dem erschwerten Bewerbungsprozess zu unterstützen, hat die Handwerkskammer die Ausbildungsmesse Digital unter www.ausbildungsmesse-digital.de mit weiteren Partnern ins Leben gerufen. „Die berufliche Ausbildung bleibt auch in der Pandemie ganz oben auf der Agenda der Handwerksbetriebe. Die jetzt nicht ausgebildeten jungen Menschen werden künftig als qualifizierte Fachkräfte fehlen”, sagte Frerichs weiter. Es sei nun umso wichtiger, den Ausbildungsmarkt nachhaltig zu stärken. „Dabei sind alle gefordert: Betriebe, Schulen, Sozialpartner und Politik“, so der Hauptgeschäftsführer.
2.754 Zeichen