Freuten sich über eine gelungene Veranstaltung (v.l.): Generalbevollmächtigter Thomas Lüken (Volksbank), Firmenkundenberaterin Manuela Ammersken (Volksbank), Betriebsberaterin Svea Janssen (HWK), Betriebsberaterin Anke Hölscher (IHK), Annika Buchholz, Dirk Wessel, Referent Thomas Gabbert und Landrat Matthias Groote.
© Ostfriesische Volksbank

Das Lebenswerk in guten Händen wissen

Netzwerk Unternehmensnachfolge unterstützt Betriebe bei der Übergabe: Interessierte konnten beim „Tag der Nachfolge“ in Leer Tipps erhalten, Erfahrungen austauschen und Kontakte knüpfen.

8. Mai 2025

Ostfriesland. Die Unternehmensnachfolge ist eine der größten Herausforderungen für kleine und mittelständische Betriebe. Angesichts des demografischen Wandels und der damit verbundenen steigenden Zahl altersbedingter Betriebsübergaben stehen viele Unternehmerinnen und Unternehmer vor der Aufgabe, ihr Lebenswerk in vertrauensvolle Hände zu übergeben – ein Prozess, der oft Jahre in Anspruch nimmt. Denn die Suche nach geeigneten Nachfolgerinnen und Nachfolgern wird immer schwieriger. Das Netzwerk „Unternehmensnachfolge Ostfriesland“ hat diese essenzielle Aufgabe deshalb kürzlich wieder in den Fokus gerückt und erneut zum „Tag der Nachfolge“ eingeladen. In der Ostfriesischen Volksbank in Leer erhielten Betriebsinhaberinnen und -inhaber sowie potenzielle Gründerinnen und Gründer praxisnahe Tipps und konnten wertvolle Kontakte für den eigenen Übergabe- oder Übernahmeprozess knüpfen.

Den Einstieg in das Thema übernahm Referent Thomas Gabbert von der Deutschen Zentral-Genossenschaftsbank AG in Frankfurt am Main. Er gab den Anwesenden gleich zu Beginn einen Überblick über die zentralen Faktoren einer erfolgreichen Unternehmensnachfolge. Wichtig seien ein nachhaltiges Geschäftsmodell, klare Strukturen innerhalb des Unternehmens, realistische Vorstellungen den Kaufpreis betreffend sowie Pläne für die Zeit nach der Übergabe. Letzter sei tatsächlich der wichtigste Faktor. „Machen Sie sich bewusst, dass das ein Schlussstrich ist und stellen Sie sich selbst die Frage: Kann ich mein Lebenswerk loslassen?“, sagte Gabbert. Viele Unternehmer würde die emotionale Komponente der Geschäftsübergabe völlig unterschätzen.

Das konnte auch Annika Buchholz, Apothekerin aus Hesel, bestätigen. Gemeinsam mit Sissy Khong hat sie 2022 die „Phoenix Apotheke“ in Hesel übernommen. Fast wäre das Vorhaben jedoch gescheitert, da sich die vorherige Inhaberin nur schwer vom Unternehmen habe lösen können. „Als Nachfolgerin oder Nachfolger sollte man die emotionale Verwicklung des Übergebenden ernst nehmen“, betonte sie. Darüber hinaus empfahl auch sie den Zuhörerinnen und Zuhörern, den Prozess rechtzeitig anzugehen und sich Unterstützung von außen in Form von Beratungsangeboten durch beispielsweise Steuerberater oder Betriebsberater der Kammern einzuholen.

Ähnliches wusste auch Dirk Wessel aus Leer zu berichten. Er übernahm 2021 den Betrieb „Kfz Bönnen“ in Leer und beeindruckte vor allem die Vertreterinnen und Vertreter des Netzwerkes Unternehmensnachfolge mit der bemerkenswerten Geschwindigkeit seiner Betriebsübernahme. Innerhalb von nur acht Wochen sei das Ganze über die Bühne gegangen. „Und ich würde es immer wieder so machen“, erklärte er selbstbewusst.

Das Netzwerk Unternehmensnachfolge ist ein Zusammenschluss in Ostfriesland aus Wirtschaftsförderern der ostfriesischen Landkreise und Städte, Wirtschaftsfördergesellschaften- und kreise, Banken und Sparkassen, Kreishandwerkerschaften sowie der Kammern. Die Initiative wurde 2016 mit dem Ziel gegründet, die Kooperation der Akteure zu verbessern sowie die Informations- und Beratungsangebote der Netzwerkpartner zum Thema Unternehmensnachfolge zu koordinieren und gemeinsam nach außen zu kommunizieren.

Handwerkerinnen und Handwerker, die Beratung zum Thema Nachfolge wünschen, können sich an die Handwerkskammer wenden. Ansprechpartnerin ist Svea Janssen: Telefon 04941 1797-29, E-Mail s.janssen@hwk-aurich.de.

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